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Frauen und Bier – von wegen Männerdomäne!

ca. 5 Minuten 15 Sekunden
Artikelzusammenfassung
Frauen und Bier sind ein Dream-Team. Glaubste nicht? Dann lies mal weiter.
KI-generiertes Bild von Frauen beim Bierbrauen in schwarzweiß.

Bild: Beispielhafte Darstellung, KI-generiert.

 

Bier ist mehr als nur ein Getränk – es ist ein fester Bestandteil unserer Kultur und Tradition. Während die Braukunst über viele Jahrhunderte als reine Männerdomäne galt, haben Frauen schon immer eine zentrale Rolle in der Geschichte des Bieres gespielt. Ob als wissenschaftliche Vorreiterinnen, kreative Brauerinnen oder leidenschaftliche Biersommelière – ohne sie wäre Bier heute nicht, was es ist.

 

 

Frauen und Bier in der Geschichte.

Auch wenn die Braukunst heute oft als Männerdomäne gesehen wird, haben die Frauen in Wirklichkeit schon immer 'ne ganz schöne Rolle beim Bierbrauen gespielt. In den alten Zeiten waren es sogar hauptsächlich die Frauen, die für das leckere Gebräu zuständig waren.

 

In der Wikingerzeit z. B. war das Brauen von Alkohol wie Met und Bier eine der wichtigsten Aufgaben der Nordländerinnen. Das Bier war nicht nur ein erfrischendes Getränk, sondern hatte auch eine rituelle Bedeutung bei Festen und Feiern. Frauen galten als Hüterinnen des „Gebräus der Götter“ und ihre Braukünste wurden hoch angesehen.

 

 

Brauen? Was für Hausfrauen!

In den alten Zeiten war das Bierbrauen echt keine große Sache. Für die nordischen Hausfrauen gehörte das einfach zum Alltag wie Brotbacken. Jede Woche haben sie ihr hausgemachtes Bier gebraut – wie Eintopf, nur leckerer.

 

Da brauchte es keine gelernten Braumeister oder Brauereien. Bierbrauen war Hausmannskost für die ganze Familie – die Männer, die Frauen, die Kinder und die Omas haben alle kräftig mitgezischt (das plop' war damals noch nicht erfunden).

 

Es stimmt übrigens nicht, dass Bier sauberer war als Wasser. Saubere Wasserquellen, der Schutz von Brunnen und die Anlage sowie die Pflege von Zisternen waren auch im Mittelalter wichtig und Wasser Alltagsgetränk. Bier wurde so gerne getrunken, weil es einfach lecker schmeckte, isotonisch wirkte und sich durch die Gärung lange hielt. Aber zurück zum Thema.

 

 

Die Bierhexen sind schuld.

Leider hat auch dieser Teil der Geschichte seine dunkle Seite. Es heißt ja nicht umsonst: das „dunkle“ Mittelalter. Bevor der Hopfen sich als fester Bestandteil des Gebräus etablieren konnte, landeten diverse Kräuter wie Kiefernwurzel, Rosmarin, Stechapfel oder Wermut im Braukessel. Ab und an rutschte auch mal eine giftige oder psychoaktive Pflanze durch.

 

Das führte nicht nur zum Unwohlsein des Trinkers, sondern auch mal zu schlimmen Konsequenzen für die Brauerin. Schlug ein Brauversuch fehl, mussten sie sich als „Bierhexen“ der sogenannten Hexenprobe stellen und endeten auch mal tragisch auf dem Scheiterhaufen. Zuletzt wurde hierzulande im Jahre 1591 eine „Bierhexe“ verbrannt.

Historische Aufnahme von Frauen am Arbeiten an der Flaschen-Waschanlage in der Abfüllung bei FLENS.
Historisches Bild einer Gruppe von Frauen in der Flensburger Brauerei.
Schwarzweiße Fotografie von Frauen, die in im Getränkelager versammelt sitzen.

Weibliche Galionsfiguren der Brauerei.

So unfair bierbrauende Frauen manchmal behandelt wurden, so wichtig waren sie doch für die Geschichte des Getränks. Einige von ihnen waren für echte Meilensteine der Braukunst verantwortlich:

Stilisierte Grafik von Hildegard von Bingen, Frontispiz eines historischen Buches.

Hildegard von Bingen – die Bringerin des Hopfens.

Die Universalgelehrte und Benediktinerin aus dem 12. Jahrhundert ebnete den Weg für den Hopfen als festen Brauzusatz. Als erste beschrieb sie seine haltbarmachende Wirkung für Bier. In ihrem wegweisenden Werk „Causae et Curae“ schrieb sie, dass Hopfen dem Bier eine bittere Note verleiht und es länger haltbar macht. Das Werk gilt als die früheste „wissenschaftliche“ Beschreibung dieser Pflanze im Zusammenhang mit der Bierherstellung.

 

Zugleich warnte die Gute aber auch vor den austrocknenden und melancholischen Wirkungen des Hopfens auf den menschlichen Körper. Die eine oder andere durchgezechte Nacht wird die Hildegard demnach wohl hinter sich gebracht haben.

Historisches Gemälde von Katharina von Bora von 1526.

Katharina von Bora – die Brauerin hinter dem großen Reformator.

Katharina von Bora war eine richtig starke Frau an der Seite von Martin Luther. Als ehemalige Nonne hatte sie schon das Bierbrauen gelernt und setzte diese Fähigkeiten auch nach ihrer Hochzeit mit ihm ein. Sie betrieb eine eigene kleine Hausbrauerei und versorgte ihren Mann und die vielen Gäste und Studenten, die bei ihnen ein und aus gingen, mit selbst gebrautem Bier.

An einen Freund schrieb Luther mal:
Mein Kätchen hat sieben Fässer gebraut, in welche sie 32 Büschel Malz gegeben hat, in der Hoffnung, meinen Gaumen zu befriedigen. Sie ist sich sicher, dass das Bier gut ist, aber das werdet Ihr herausfinden, wenn Ihr es probiert.

Man kann sich gut vorstellen, wie Katharina geschäftig in der Brauerei herumwerkelte, während Luther nebenan über theologische Schriften brütete. Die Frau hatte echt Biss und einen ausgeprägten Geschäftssinn. Neben der Brauerei führte sie auch noch die Landwirtschaft, die Viehzucht und die Finanzen des großen Haushalts.

 

Ohne die tüchtige und geschäftstüchtige Katharina an seiner Seite hätte der berühmte Reformator vermutlich des Öfteren mal auf sein geliebtes Bier verzichten müssen. Mit ihrer Braukunst und ihrem Organisationstalent trug sie maßgeblich zum Wohlergehen der Familie bei. Katharina war eine starke Persönlichkeit und Luthers wichtigste Partnerin im Leben – er nannte sie nicht umsonst liebevoll "Herr Käthe".

 

 

Susanna Waitzinger – Chefin der Waitzinger Brauerei.

Susanna Waitzinger war eine weitere bemerkenswerte Frau, die die Waitzinger Brauerei in Miesbach zu neuer Blüte führte. Nach dem Tod ihres Mannes Max Waitzinger im Jahr 1855 übernahm sie im Alter von 44 Jahren die Leitung des Familienbetriebs.

 

Unter ihrer Führung erlebte die Brauerei einen bedeutenden Aufschwung. Susanna Waitzinger erwies sich als geschickte Unternehmerin mit Weitsicht und Innovationsgeist. Sie baute die Brauerei zu einem der rentabelsten Betriebe Oberbayerns aus.

 

Ihr größtes Projekt war der Bau des imposanten Kulturzentrums Waitzinger Keller im Jahr 1877, als sie bereits 68 Jahre alt war. Diese großzügige Bierkellerhalle, mit Platz für 250 Gäste, zeugt von Susannas Mut und unternehmerischem Gespür für die wachsende Nachfrage durch Sommerfrischler und Ausflügler.

 

Dank ihres Verwaltungsgeschicks, ihrer Mildtätigkeit und ihres zuvorkommenden Umgangs mit Gästen erlangte die Dame hohes Ansehen. Sie leitete den Brauerei-Betrieb über 25 Jahre lang bis zu ihrem Tod 1880 mit bemerkenswerter Tatkraft.

 

 

Wie das Brauen von Bier zur Männersache wurde.

Auch wenn ein Braukessel hierzulande lange Zeit ein üblicher Bestandteil der Mitgift von Frauen war, änderte sich das Verhältnis ab dem aufkommenden 14. Jahrhundert. Als den hochmittelalterlichen Mönchen dämmerte, dass man mit der Brauerei einen ordentlichen Groschen machen konnte, wurde aus einer heimischen Nebentätigkeit ein kommerziell lukratives Geschäft. Mit ihren eigenen Getreidefeldern und dem nötigen Kleingeld für das kostspielige Brauwerkzeug hatten Klöster beste Voraussetzungen, um Bier auch über den eigenen Durst hinaus zu brauen.

 

Durch die Industrialisierung und Technisierung des Brauprozesses festigte sich das Bierbrauen dann endgültig als Männerberuf. Die großen, maschinell betriebenen Brauereien wurden von Braumeistern geleitet, einer typischen Männerdomäne zu jener Zeit.

 

Die Rolle der Frau verschob sich damit vom Bierbrauen hin zum Handel und in den Service-Bereich. Das ändert sich zum Glück seit einigen Jahren, doch darüber schnacken wir ein andermal.

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